Weltrekord in Kiel
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Samstag, den 14. Juli 21:21 Uhr, 2300 Eddys in einer Kette überspannen in einem Bogen die Kieler Förde. Der zweite Versuch des Kieler Vereins "Kiel oben" einen neuen Weltrekord aufzustellen ist geglückt. Die alte Bestmarke für eine Bogen-Ohashikette stand bei 2233 Drachen.
Gegen 18:30 Uhr steigen die ersten Drachen auf, der Himmel ist stark bewölkt und der Wind bläst mit 2 Windstärken aus Südost. Der Gegenpunkt der Kette ist das DLRG Boot "Adler" auf der Förde, es soll sich langsam dem anderen Ufer nähern.
Rüdiger Behrens, der Präsident des Kieler Drachevereins "Kiel Oben", begrüßt die Zuschauer und erklärt den geplanten Ablauf. Gleichzeitig erfahren sie Hintergrundinformationen zur Veranstaltung. So wurden die 2500 Drachen, die für diesen Versuch zur Verfügung stehen, im Werkforum der "Kieler Fenster" und von Mitgliedern des Vereins gebaut.
Das gesamte Projekt erforderte 150 m2 Mylarfolie, 600 m Federdraht, 1200 m GFK Stangen 2 mm Ø, 2400 Ösen, 6000 m PVC Folienschwanz, 60 Rollen Tesafila a`66 m und 2400 m Kevlarleine 3 mm Ø. An Arbeitszeit wurden 2500 Stunden investiert und die Herstellungskosten belaufen sich auf 10.000 DM.
Zur Finanzierung der Kosten wurden Patenschaften verkauft. Somit konnte jeder am Weltrekord teilhaben. Für Privatpersonen kostete eine Patenschaft 10 DM, dafür gab es ein Beteiligungszertifikat und einen Eintrag in die Spenderliste.
Der Reinerlös dieser Aktion wird dem Deutschen Kinderschutzbund zur Verfügung gestellt.
Die Jugendfeuerwehr Kiel hat das Areal mit Trassenband gesichert. Auf einem Landungssteg in Höhe der Reventlow-Brücke stehen 25 Kieler Drachenfreunde und Helfer in einer Reihe. Die Drachen werden aus ihren Kisten genommen und durchwandern die Personenkette, am Ende der Kette entschweben sie in den Himmel über der Kieler Förde. Nach einer Stunde sind bereits 1200 Drachen in der Luft, der Zug auf der Leine beträgt nun 35 kg.
Nun ist erst einmal eine Verschnaufpause angesagt, den das Fährschiff "Stena Germanica" der Stena Line muss die Förde passieren. Gegen 19:45 Uhr nimmt die "Adler" wieder langsam Fahrt auf, in Richtung zum anderen Ufer, dem Ostuferhafen.
Nun steigen weitere Drachen in den Himmel. Der Wind frischt leicht auf, was den Zug auf der Leine kräftig erhöht. Die Uhr zeigt 20:05 Uhr als 1500 Drachen am Himmel stehen. Doch nun muss die Aktion wieder unterbrochen werden, die "Adler" ist mittlerweile durch den starken Zug der Kette abgetrieben und der Bogen ist gefährlich flach geworden. Es herrscht höchste Anspannung bei den Beteiligten. Wenn es jetzt nicht schnell gelingt, das Boot wieder auf die richtige Position zu bringen, droht die Kette zu reißen. Es herrscht ein heftiger Funkkontakt zwischen den Verantwortlichen an Land und dem Boot. Der Leinendruck hat sich auf 60 kg erhöht. Doch die Besatzung des Bootes reagiert schnell, der Zug auf der Leine nimmt wieder ab und der Drachenbogen hat wieder an Höhe gewonnen. Um 20:30 Uhr besteht die Kette aus 1800 Drachen. Doch nun gab es Probleme mit der Wasserschutzpolizei, denn das Boot hatte den genehmigten Bereich verlassen. Zusätzlich sollten nun die Drachen aus Sicherheitsgründen beleuchtet werden. Kiels Oberbürgermeister Norbert Gansel klärt in mehreren Telefonaten die Situation, nun beleuchtet das Feuerlöschboot "Kiel" die Drachen.
Der Auflasspunkt muss jetzt verlegt werden, da sich der Leinenzug wieder kräftig erhöht hat. Über 80 kg zerren nun an der Leine. Jetzt ist Schwerstarbeit angesagt, die ersten Blasen an den Händen bilden sich, obwohl alle Beteiligten Schutzhandschuhe tragen.
Als die Ohashikette um 20:50 Uhr aus 2000 Drachen besteht, entschließt man sich, noch 300 Drachen aufsteigen zu lassen. Die "Adler" hat in der Zwischenzeit die Förde überquert und an der Hafenmole festgemacht. Vom Boot aus sieht der Drachenbogen über der Förde bei einsetzender Dunkelheit einfach gigantisch aus.
Nun werden die letzten Reserven mobilisiert, jeder einzelne Eddy, der in die Luft steigt, verlangt von den "Kielern" und ihren Helfern einen Kraftakt. Die Uhr zeigt genau 21:21Uhr als die Kette gesichert wird und nun 2300 Eddydrachen in einem weiten Bogen die Kieler Förde überspannen. Nur langsam entweicht die Anspannung aus den Gesichtern der Beteiligten, die ersten Sektkorken knallen. Nun endlich ist es geschafft und man beglückwünscht sich gegenseitig. Das Feuerlöschboot gratuliert mit kräftigen Wasserfontänen und Oberbürgermeister Norbert Gansel spricht allen Beteiligten seine Anerkennung aus.
Doch die hereinbrechende Dunkelheit erlaubte keine lange Zeit zum Feiern, die Drachen müssen wieder geborgen werden. Bereits um 21:35 Uhr beginnt das Einholen der Kette, spontan beteiligen sich Zuschauer beim Bergen der Drachen. Es dauert bis 23:30 Uhr, erst dann ist der letzte Eddy in seiner Transportkiste verschwunden. Alle, die an dieser Aktion beteiligt waren sind ziemlich geschafft. Doch man hat einen neuen Weltrekord aufgestellt, 2300 Eddys in einer Ohashikette überspannten die Kieler Förde.
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